Schnelleinführung: Lerndesign für offene Bildungsressourcen

Im Rahmen des Workshops “Teaching Digital Humanities” des Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage (ACDH-CH) durfte ich einen Beitrag zum Thema “Design for Learning: Lernressourcen und -aktivitäten lernendenzentriert entwickeln” teilen. Am 17.10.2022 hab ich eine 90-minütige Schnelleinführung in die Welt des Lerndesigns für Geisteswissenschaftler*innen angeboten. Das Ziel: Die Entwicklung hochwertiger, lernendenzentrierter und an verschiedene Lerndesigns und Bildungswege (formal, non-formal, informell) anschlussfähige offene Bildungsressourcen zu unterstützen.

In meiner Präsentation habe ich auf das didaktische Design als Prozess sowie als Produkt Bezug genommen. Eine Lerndesign-Vorlage soll bei der Entwicklung und Einbettung von Open Educational Ressources (OER) in einen breiten Bildungskontext unterstützen. Sie soll helfen, die Lernenden als Zielgruppe in die Entwicklung von Lernressourcen und -aktivitäten zu berücksichtigen. Ich habe den Prozess des didaktischen Designs der OER Kurse im Rahmen des ErasmusPlus Projekts DigiCulTS vorgestellt, insbesondere den dort angewandten Persona-Ansatz für die Förderung von Empathie und Lernendenzentrierung beschrieben.

Zielgruppenanalyse mit Personas

Wie kann man mehr über die Zielgruppe erfahren? Welche Präferenzen und welches Vorwissen haben die Lernenden? Wo “drückt der Schuh” der Lernenden, welche Probleme möchten sie lösen und welche Ziele erreichen? Diese Informationen sollten genutzt werden, um das didaktische Design lernenzenzentriert zu erstellen. Damit soll der Lernprozess gefördert und verhindert werden, dass Lernressourcen erstellt werden, die im schlimmsten Fall irrelevant für die Zielgruppe sind.

Persona Vorlage
Persona Vorlage, die im Rahmen des ErasmusPlus Projekts DigiCulTS entwickelt und im ministerial geförderten Projekt TRANSFORM übersetzt und adaptiert wurde.

Im Rahmen von DigiCulTS habe ich eine Persona-Designvorlage erstellt, die ich auch im Projekt TRANSFORM sowie in verschiedenen didaktischen Settings genutzt habe. Ist die Vorlage auch für dich nützlich? Grundsätzlich gibt es im WWW eine Vielzahl von Persona-Vorlagen. Ich habe versucht, “Pain Points”, Stimmung, Herausforderungen sowie Gefühle der Zielgruppe in der Persona einzufangen, also eine Mischung zwischen Persona und einer Empathy Map zu erstellen. Wer noch etwas tiefer gehen möchte, kann ergänzend zu einer Persona eine eigene Empathy Map erstellen.

Lerndesign Vorlage

Lerndesign Vorlage für Tool Gallery
Lerndesign Vorlage für Tool Gallery

Neben der Phase der Kontext- und Zielgruppenanalyse habe ich auch die Phase der Lerndesign-Prototyp-Entwicklung näher besprochen. Dabei habe ich eine Lerndesign-Vorlage vorgestellt. Diese habe ich mit Kolleginnen im EU Projekt COMPASS entwickelt und bereits in verschiedenen weiteren Settings und Projekten adaptiert, erprobt und verfeinert.

Alle Ressourcen im Überblick

Die Präsentationsfolien zum Workshop. PDF-Version steht HIER zum Download bereit.

Lerndesign für OER?

Welche Rolle spielt dabei das Lerndesign bei der Erstellung von OER? Zuerst einmal dazu, was OER alles sein könnte:

Open Educational Resources können einzelne Materialien aber auch komplette Kurse oder Bücher umfassen. Jedes Medium kann verwendet werden. Lehrpläne, Kursmaterialien, Lehrbücher, Streaming-Videos, Multimediaanwendungen, Podcasts – all diese Ressourcen sind OER, wenn sie unter einer offenen Lizenz veröffentlicht werden. 

(Quelle: UNESCO Definition)

Das heißt demnach auch, dass OER auf verschiedenen didaktischen Gestaltungsebenen (siehe Folie 8) angesiedelt werden können. In jedem Fall macht es Sinn, die Einbettung von OER in die didaktischen Gestaltungsebenen explizit zu formulieren. Auf welche Art, in welchen Modi, in welchem Moment des Lernprozesses würdest du empfehlen, das von dir erstellte OER zu nutzen? Diese Aspekte anzugeben, hilft auch dabei den Einsatz des OER zu optimieren.

Was denkst du?

Was beachtest du bei der Planung und bei der Verbreitung von OER?

Damit meine ich jetzt nicht die Lizensierung, sondern ich interessiere ich mich hier besonders dafür, welche Informationen du den zukünftigen Usern (Lernenden, Lehrenden, etc.) mitgibst als Empfehlung für den Einsatz der OER?

Wenn du OER planst, denkst du die didaktische Einbettung mit? Oder passiert das sowieso, weil du die OER aus einer didaktischen Planung “herausbrichst” und damit die Einbettung klar ist?

Sind deine OER eher zum Konsumieren da oder regen sie zum aktiven Handeln ein?

Welche kognitiven Prozesse regen deine OER meist an? Erinnern, verstehen, anwenden, analysieren, evaluieren? OER für höhere kognitive Prozesse – ist das eine Herausforderung? Wie könnten wir dieser begegnen? Ich bin auf deine Eindrücke und Erfahrungen gespannt, bitte Kommentare da lassen 🙂


Behind the Scenes: Projekthintergrund

Ich versuche meine verschiedenen Projekte miteinander zu vernetzten und die verschiedenen Outputs und Prozessschritte in verschiedenen Settings wiederzuverwenden. Dabei spielen OER-Lizenzen eine wichtige Rolle.

Mit dem Persona-Ansatz habe erstmals vor 4 Jahren in COMPASS gearbeitet, mein damaliger Kollege Wolfgang Rauter, der unter anderem ein Experte im Bereich Webdesign und Grafikdesign ist, hat damals in einem COMPASS Workshop für moldawische Rektor*innen den Persona-Ansatz eingebracht. Im Webdesign ist der Persona-Ansatz schon länger verbreitet, ebenso im Marketing. Eine Methode einer anderen Disziplin nun in den Bildungsbereich zu bringen ist eine spannende Idee.

Seitdem habe ich diesen Ansatz weiter verfolgt und neben interaktiven Skripten zum Thema Personas im Instructional Design für Weiterbildungsprogramme (für die COMPASS Online Summer School) auch eine Persona-Vorlage im Rahmen von DigiCulTS entwickelt. Dort haben wir diese genutzt um die offenen Kurse für kleine und mittlere Unternehmen in ganz Europa zu entwickeln, eine ziemliche Herausforderung mit so einer großen Zielgruppe und so verschiedenen Projektpartner*innen, die mitentwickeln.

Neben COMPASS und DigiCulTS habe ich aber auch TRANSFORM Projekt-Produkte genutzt. Im Rahmen des Symposium Universitas an der JKU Linz habe ich einen kleinen aber feinen asynchronen Online-Workshop angeleitet. Ein Teil des Online-Workshops drehte sich um das Schreiben von Lernergebnissen und diesen habe ich im Tool-Gallery Workshop eingesetzt und als weiterführende Ressource angeboten.

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