Flexibel, fair, zukunftsfähig: Was wir mit HyFlex gelernt haben
Wie gestalten wir Hochschullehre und Weiterbildung, die wirklich alle erreicht? In einer Zeit, in der Lernende berufstätig sind, Fürsorgepflichten haben oder schlicht nicht immer vor Ort sein können, brauchen wir Lernformate, die sich an die Lebensrealitäten anpassen – nicht umgekehrt. Genau hier setzt HyFlex an.
Im Rahmen des Projekts TRANSFORM haben wir an der Universität für Weiterbildung Krems gemeinsam mit Kolleg:innen der Universität für angewandte Kunst Wien und der Johannes Kepler Universität Linz einen offenen Praxis-Leitfaden zu HyFlex entwickelt. Er soll Lehrende, Administrator:innen und Techniker:innen dabei unterstützen, HyFlex-Lehrangebote praxistauglich umzusetzen.
Direkt zum Download des OER-Leitfadens im DOOR-Repository
Warum HyFlex?
HyFlex (Hybrid Flexible Learning) kombiniert drei Modi: Physische Präsenz, synchrone Online-Teilnahme (hybrid) und asynchrones Lernen. Lernende entscheiden selbst, wie sie teilnehmen und lernen – und alle erreichen trotzdem die gleichen Lernergebnisse. Besonders profitieren:
- Berufstätige
- Lernende mit chronischen Erkrankungen oder neurodivergenten Profilen
- Personen mit Fürsorgeverantwortung
- Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder langen Anfahrtswegen
Gleichzeitig stellt HyFlex Lehrende vor neue Herausforderungen in Didaktik, Technik und Organisation. Hyflex ist nicht nur in der Hochschule relevant, sondern auch für flexiblere Formen der beruflichen Aus- und Weiterbildung.
Was wir gelernt haben
Im Projekt haben wir ein HyFlex-Weiterbildungsangebot als Nano-Credential pilotiert. Zielgruppe waren Weiterbildner:innen, Trainer:innen und Praktiker:innen im Gesundheitswesen, der Titel des Weiterbildungsangebots war “Transforming Medicine with AI”. Die Teilnehmenden konnten vor Ort, via Zoom oder asynchron in einer Online-Lernumgebung in Canvas und Mural teilnehmen. Dabei haben wir viel ausprobiert – und einiges gelernt. Unsere Kollegin Jasmina Dzanic hat die Durchführung begleiterforscht, die Ergebnisse wurden in den Leitfaden eingearbeitet und präsentiert. In Anschluss an die Durchführung des Nano-Credentials, haben wir unsere Erfahrungen in einem Webinar in einer offenen Runde diskutiert. Bei der Online-Paneldiscussion kamen drei Perspektiven zusammen: Forschung mit Jasmina Dzanic, Lehre durch Selma Parzer (Lehrgangsleitung und Lehrende) sowie Technik mit Markus Gutruf (Leiter des Tech-Supports an der Universität für Weiterbildung Krems).
Unsere wichtigsten Aha-Momente:
- Aktive Einbindung statt Nebenschauplatz
Online-Teilnehmende müssen nicht nur „dabei sein“, sondern gezielt angesprochen und eingebunden werden – z. B. durch direkte Fragen oder Chat-Moderation. - Breakout-Räume brauchen Struktur und Betreuung
Online-Gruppen arbeiten anders als Präsenzgruppen. Sie brauchen oft mehr Zeit, klare Aufgabenstellungen – und manchmal auch einfach jemanden, der moderierend begleitet. - Asynchrone Formate sind mehr als „Aufzeichnungen“
Wir haben mit interaktiven Skripten, gemeinsamen Artefakten (z. B. Mural-Boards) und Peer-Feedback über Zeit hinweg gearbeitet. So entstehen echte Lernräume über Raum und Zeit hinweg. - Klare Kommunikationsregeln helfen allen
Wie melde ich mich online zu Wort? Wann wird auf Chatbeiträge eingegangen? Solche scheinbar kleinen Dinge machen in der Praxis einen großen Unterschied. - Schulungen für Lehrende wirken
Nicht jede:r fühlt sich in hybriden Settings sofort wohl. Mikro-Trainings zur Technik, aber auch zur hybriden Didaktik, stärken das Vertrauen – und damit die Qualität.
Und weil’s nicht nur praktisch, sondern auch schön sein darf …
Oft fehlt in Projekten die Mittel für ansprechendes Design. Umso mehr habe ich mich gefreut, mit Adobe Express eine Möglichkeit gefunden zu haben, dem Leitfaden ein einladendes und professionelles Layout zu geben. Ich bin selbst keine Expertin im Bereich Grafikdesign und Layouting, aber mit Adobe Express konnte ich ein schönes Ergebnis relativ schnell erzielen. Gestaltung wirkt – auch im Lernen.
Offen teilen, weiterdenken, adaptieren
Der Leitfaden ist als Open Educational Resource (CC BY 4.0) veröffentlicht. Das heißt: Du kannst ihn verwenden, anpassen, weitergeben – auch in anderen Kontexten und für kommerzielle Zwecke (sofern die Urheber:innen genannt werden).
Hier geht’s direkt zum Leitfaden „HyFlex in der Hochschule“
HyFlex ist kein Allheilmittel – aber ein starkes Werkzeug für mehr Chancengleichheit und Flexibilität in der Hochschulbildung. Mit sorgfältiger Planung, technischer Unterstützung und didaktischer Klarheit wird es möglich, Lernräume zu schaffen, die flexibel, fair und zukunftsfähig sind.
Ich freue mich über Austausch, Rückfragen oder Erfahrungen – gerne hier als Kommentar oder oder per Mail.