Duales Studium: Kooperation zwischen KMUs und Hochschulen fördern

Im EU Projekt ApprEnt Kick-Off  im November 2017 haben verschiedene Partner aus Frankreich, Estland, Portugal, Finnland, Italien, Spanien und Deutschland sich an einem Tisch zusammengesetzt und diskutiert. Auch ich als Vertreterin der Donau Universität Krems war dabei, gemeinsam mit unserem Vertreter vom Senat der Wirtschaft, Herrn Robert Frasch. Unter #ApprEnt_EU kann auf Twitter genauer nachgelesen werden, was wird diskutiert haben! 🙂

ApprEnt Partner Dinner nach einem langen Meeting-Tag

ApprEnt Partner Dinner nach einem langen Meeting-Tag in Barcelona bei den Koordinatoren EUCEN

Das Thema war: Wie können Klein- und Mittelbetriebe mit Hochschulen zusammenarbeiten, damit ein Austausch stattfindet. Das Idee ist dabei dass eine Art “Lehr”-System dafür genutzt werden kann – Lehre ist auf Englisch “Apprenticeship” – der Projekt-Name “ApprEnt” setzt ist dabei aus “Apprenticeships” und “Enterprises” zusammen, also Lehre und Unternehmen.

In Österreich gibt es bereits einige Versuche zu diesem Konzept, das “duale Studium”. Dazu haben Robert Frasch und ich  eine kleine Übersicht zur österreichischen Situation erstellt

Brücken bauen

Brücken bauen

Brücken bauen zwischen KMUS und Hochschule

Universitäten und KMUs sprechen oft eine unterschiedliche “Sprache”. KMUs waren bisher nicht in Kontakt mit Universitäten, dem Uni-System und seiner Arbeitsweise. Genauso wissen Unis oftmals nicht, wie KMUs denken, was ihre Bedürfnisse sind. Hier müssen Brücken gebaut werden, ein Verständnis und Vertrauen zueinander.

Was ist Lehre auf Hochschul-Niveau?

Nein, es ist nicht gemeint, eine Lehre in der Hochschule zu machen, sondern eher, dass Studierende, parallel an der Uni lernen und im Betrieb arbeiten. Es gibt dabei typischerweise abwechselnde Praxis und Theorie Phasen. Die Praxis findet im Unternehmen, die Theorie an der Uni statt. Das bedeutet, dass es hier darum geht, auf einem höheren Level auszubilden, also laut Nationalem Qualifikationsrahmen auf Level 6 und 7, je nachdem ob es ein Bachelor- oder Master-Programm ist.

Was ist dabei für die Hochschule drin?

Hochschulen sollen kompetenzorientiertes Lernen und Lehren fördern. Ohne Praxiserfahrungen geht das nicht. Schon jetzt gibt es viele Projekt-Phasen in Studien oder verpflichtende Praktika. Nun geht es einen Schritt weiter: Informelles Lernen am Arbeitsplatz verbindet sich mit formalem Lernen an der Uni, ähnlich wie in der Lehre, wie wir sie bereits kennen in Österreich. Es soll nicht nur eine kurze, abgetrennte Praxisphase im Rahmen eines Praktikums sein, sondern eine dauerhafte Anstellung, das ein Ausbildungsprogramm (auf Kompetenzen im Bachelor/Master Level) beinhaltet. In diesem Rahmen können die Studierenden ihr eher theoretisches Wissen aus der Uni in der Praxis erproben. Kompetenzorientiertes Lernen und Lehren ist damit keine leere Worthülle mehr, sondern gelebte Praxis.

Was ist dabei für Unternehmen drin?

Unternehmen, gerade KMUs, sind oftmals dauerhaft im Zug- und Veränderungszwang. Digitale Technologien verändern die Kommunikation, den Konsum, die Produktentwicklung, die Werbung, etc. Schlagwort: LLL – lifelong learning, lebensbegleitendes Lernen. KMUs können sich “Wissenstransfer” erwarten, neue, innovative Zugänge und die Entwicklung der Arbeitskräfte und MitarbeiterInnen der Zukunft. Essentielle Punkte, um wettbewerbsfähig zu sein.

Was ist für Studierende drin?

Studierende können Praxiserfahrungen mit Theorie verbinden und Kompetenzen entwickeln, mit denen sie direkt in bestimmten Positionen in Betrieben einsteigen können. Im Bewerbungsprozess ist dies sicherlich von Vorteil. Man hat nicht nur einen akademischen Abschluss, sondern weiß auch, wie man all dieses Wissen praktisch einsetzen kann. Im Rahmen eines dualem Studiums werden dabei auch Fähigkeiten zum lebensbegleitendem Lernen aufgebaut – wie man Arbeitserfahrungen reflektiert und daraus lernt und das Gelernte nutzbar machen kann, ganz im Sinne des “reflective practitioner” nach Donald D. Schön. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für die persönliche Kompetenzentwicklung im Rahmen der eigenen Professionalisierung.

Ein weiterer Pluspunkt, der nicht zu verachten ist: Studierende in dualen Studiengängen sind oftmals bei den Partnerunternehmen angestellt und verdienen bereits Geld bzw. können sich dadurch ihr Leben und ihr Studium finanzieren.

Was braucht es zur Verwirklichung?

Zuerst müssen Unternehmen und Universitäten dieselbe Sprache sprechen, es braucht Kommunikation und Vertrauen. Universitäten müssen zeigen, dass sie offen für die Zusammenarbeit und Ideen von KMUs sind bezüglich der Entwicklung eines dualen Studienprogramms. Es geht um Awareness-Building, also das Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Zusammenarbeit dieser Art möglich sind. KMUs könnten sich zusammenfinden, wie in einem Cluster und gemeinsam mit den Hochschulen Studienprogramme entwickeln. Dabei sollen Bedürfnisse von allen Beteiligten berücksichtigt werden. Im Rahmen der Umsetzung können Lernformen wie blended learning, ePortfolio, lernendenzentriertes Lernen und Lehren können bei der Verbindung von Praxis und Theorie unterstützen. Auch die Formulierung von Lernergebnissen/Lernzielen ist eine wichtige Voraussetzung. Man muss wissen, was man bieten kann in einem dualem Studium und was für einen Nutzen machen daraus ziehen kann.

Gibt es jemanden mit Erfahrungen?

Hast du Erfahrung mit dualen Studiengängen? Wie hast du davon profitiert? Was war problematisch? Einfach unten kommentieren 🙂

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